Kunstmuseum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten

Jacob Adriaensz. Backer Bildnis eines Knaben mit Axt, um 1645 (d’après Élisabeth Vigée-Lebrun), 1784

11.3. – 30.7.2023
Redon
11.3.-5.11.2023
Geschichten in Gesichtern

Kunst Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten
Stadthausstrasse 6, 8400 Winterthur
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11. März – 30. Juli 2023
Redon
Rêve et réalité
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er französische Maler und Graphiker Odilon Redon (1840–1916) gehört mit seinem vieldeutigen Werk zu den eigenwilligsten Künstlern der anbrechenden Moderne. Dieses führt vom Dunkel ins Licht, vom Schwarz der frühen Kohlezeichnungen und Lithographien zu den malerischen Farbfantasien seines reifen Schaffens. Obwohl Redon ein Freund und Zeitgenosse der Impressionisten war, schuf er als Individualist ein hintergründiges Œuvre, das entscheidend über das Erfassen reiner Sinneseindrücke hinausreichte. Vielmehr prägte ihn die Geisteshaltung des Fin de Siècle, die naturwissenschaftlichen Diskurse zum einen, zum anderen auch die Literatur seiner Zeit, die sich vom Realismus und von bürgerlichen Normen abkehrte und sich in der Rückbesinnung auf die Mysterien der Romantik dem Fantastischen, Verborgenen und Unbewussten zuwandte.
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11. März -5. November 2023
Geschichten in Gesichtern
Porträt und Tronie in der niederländischen Kunst
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Als ein « Spiegel des Geistes » bezeichnete der niederländische Kunsttheoretiker und Maler Samuel van Hoogstraten das menschliche Antlitz. Sogar den Charakter eines Menschen meinte er an dessen Zügen ablesen zu können. Auch in der Malerei spielen Gesichter eine wichtige Rolle. So spiegeln die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden gemalten Gesichter im individuellen Porträt beeindruckend viele Facetten menschlicher Physiognomie. Wie sie im einzelnen die Lebenswirklichkeit einer dargestellten Persönlichkeit wiederzugeben trachten, so können sie im Verbund die Geschichte einer ganzen Gesellschaft widerspiegeln.

Das menschliche Antlitz wurde unabhängig von der repräsentativen Aufgabe der Bildniskunst zum Thema in der holländischen Barockmalerei. Als markante Charakterköpfe mit ausgeprägten Gesichtszügen etablierte sich ein neuer Typus von Figurenbildern: die Tronie, was soviel wie Kopf, Gesicht oder Miene bedeutete. Alte und junge Menschen in schlichter Kleidung oder extravaganten Kostümen bis hin zur Selbstdarstellung eines Künstlers waren die bevorzugten Sujets, ohne dass die Dargestellten auf eine bestimmte Rolle und Identität festgelegt waren.

Tronien dienten den Künstlern als Studienköpfe, wurden aber auch als eigenständige Bildschöpfungen für den Kunstmarkt geschaffen. Im Gegensatz zu den Standesporträts, die als Auftragswerke Status und Rang der Modelle inszenieren, loten Tronien das Spektrum menschlichen Ausdrucks aus. Ihre Realitätsnähe und Unmittelbarkeit sind von geradezu zeitloser Gültigkeit, welche die virtuos gemalten Gesichter auch heute reizvoll und aktuell erscheinen lässt.
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11. März – 19. November 2023
Garderobe
Geschichten aus dem Kleiderschrank
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Kleider erzählen Geschichten, Lebensgeschichten. Ausgehend von Porträtminiaturen in der Miniaturensammlung werden die Biografien von vier Frauen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und des frühen 19. Jahrhunderts erzählt – anhand ihrer Kleidung.

Die Geschichte beginnt im späten Rokoko bei einer Dame mit voluminös aufgetürmter Frisur; Aglaé de Polignac (1768–1803) trägt die darauffolgende Revolutionsmode; ihre als Schäferin mit Haube inszenierte Kleidung symbolisiert die Sehnsucht der Aristokratie nach harmonisch ländlichem Leben während der damaligen gesellschaftlichen Umwälzungen. Stellvertretend für die Mode des Directoire mit einer Rückbesinnung auf die Antike steht das fliessende Chemisenkleid der Sophie Boissier (1792–1820). Und schliesslich werden die Körper im Empire mit schweren Stoffen regelrecht versteckt, vorgeführt von einer Dame in Rot mit weisser Haube.

Auf ihren Miniaturbildnissen sind die Frauen unterschiedlich gewandet: Ihre Garderoben spiegeln die Einflüsse des Zeitgeistes und das Modeempfinden der jeweiligen Generation – bereits damals war Mode äusserst kurzlebig. Darüber hinaus bringen die Dargestellten ihren individuellen Stil zum Ausdruck, werden durch ihre Kleidung gar zu anderen Menschen.